„Die Verkehrssicherheit von Radfahrern ist zweifellos wichtig und wir freuen uns über die hohen Nutzerzahlen auf dem Radschnellweg von Böblingen nach Stuttgart“, betont Kolb, „wenn jedoch eine einzelne Radbrücke 5,8 Millionen Euro kostet, muss die Frage erlaubt sein, ob dieses Geld nicht an anderer Stelle deutlich sinnvoller in die Mobilität im Landkreis investiert worden wäre.“
Die JU verweist in diesem Zusammenhang auf ein einfaches Rechenbeispiel:
Ein Polizeihauptmeister in der Schutzpolizei wird nach A9 besoldet. Das entspricht monatliche Personalkosten von rund 4.000 Euro für die öffentliche Hand. Ein rund um die Uhr eingesetzter Schichtbetrieb eines Polizeibeamten verursacht demnach etwa Personalkosten von 12.000 Euro monatlich. Für 5,8 Millionen Euro könnte somit über 480 Monate – also mehr als 40 Jahre – ein durchgängiger Polizeidienst an dieser Stelle gewährleistet werden, der Radfahrenden bei der Querung hilft. Rechnet man mit Inflation und Gehaltssteigerungen, verbleibt immer noch ein Zeitraum von rund 30 Jahren durchgängiger Präsenz.
„Das Beispiel – 30 Jahre lang könnte rund um die Uhr ein Polizist den Fahrradfahrern bei der Querung der Panzerstraße behilflich sein – verdeutlicht, wie unverhältnismäßig hoch die Kosten für eine einzige Radbrücke geworden sind. In Anbetracht dieser Kosten hätte viel früher öffentlich diskutiert werden müssen, ob auch eine kostengünstigere, funktionale Lösung denkbar gewesen wäre.“
Neben den reinen Baukosten sieht die Junge Union ein strukturelles Problem in den ausufernden Planungs- und Genehmigungsverfahren. „Es ist kein Geheimnis, dass öffentliche Bauprojekte in Deutschland durch eine kaum noch zu durchdringende Bürokratie, zahllose Vorschriften und langwierige Abstimmungsprozesse massiv verteuert werden“, erklärt Kolb. Zwar stammt ein großer Teil der Mittel aus Förderprogrammen wie dem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG), doch auch diese Gelder kommen letztlich aus öffentlichen Kassen. „Wenn für eine einzelne Brücke über Jahre hinweg geplant und genehmigt wird, treibt das nicht nur die Kosten, sondern behindert auch eine pragmatische und effiziente Mobilitätspolitik“, so Kolb weiter. Die Junge Union fordert daher mehr Mut zu einfachen, funktionalen Lösungen und ein grundsätzliches Überdenken der regulatorischen Rahmenbedingungen.
Am 22. Juli 2025 wurde die Radschnellwegbrücke in Böblingen feierlich eingeweiht. Sie führt den Radverkehr des Radschnellwegs von Stuttgart nach Böblingen über die Panzerstraße. Bauherr der Brücke ist der Landkreis Böblingen. Die Baukosten belaufen sich auf rund 5,8 Millionen Euro. Die Planungen begannen vor vier Jahren im Frühjahr 2021.
„Auch im Landkreis Böblingen sind die Kassen mittlerweile knapp. Zukünftig müssen wir uns ernsthaft die Frage nach einer Prioritätensetzung stellen und auch Prestigeprojekte hinterfragen. Das wäre Ausdruck einer generationengerechten Finanzpolitik“, so Leon Kolb abschließend.